Düt un Dat
Erlebnisse von Alstättern
Wer war eigentlich Kuchels Natz?
Wenn man sich mit älteren Leuten über Alstätter Originale unterhält, fällt immer wieder der Name Kuchels Natz. Wo er geboren wurde und was es eigentlich mit ihm auf sich hat, ist weitestgehend in Vergessenheit geraten. Das Alstätter Familienblatt hat sich jetzt die Mühe gemacht, intensiv in sein mittlerweile ansehnliches Archiv hinein zu schauen und seine Spuren, die er hinterlassen hat, zu verfolgen. Insbesondere eine von Professor Dr. Heinrich Rensing (Tons Heer) auf Plattdeutsch verfasste Geschichtensammlung über Kuchels Natz, die 1933 im Laumannverlag in Dülmen erschien, ist eine hervorragende Quelle. Sie enthält viele biographische Details die wir hier in Kurzform zusammenfassen.
Noch heute ist der (plattdeutsche) Name Kuchel in Alstätte geläufig. Im Brook, dort wo heute Ida Leeners und Sohn Ludger Leeners mit seiner Frau Maria wohnen (Brook 77), wurde am 11.Dezember 1819 Bernhard Ströing (Kuchels Natz) als Sohn von Gerhard Ströing und seiner Frau Gertrud geb. Lübbers geboren.
Nachdem er auf elterlichen Kotten Kindheit verbracht hatte, begann Bernhard Ströing in Enschede bei einem Textilunternehmen eine Lehre als Dreher, für die damaligen Verhältnisse (insbesondere auch wegen der abgelegenen Wohnlage) eine ziemlich unkonventionelle Berufswahl. War es doch die Regel, dass man sich als Knecht bei größeren Bauern (die es seinerzeit im Brook noch in großer Zahl gab) sein Auskommen suchte. Als Alternative (und wer den Mut und das Kleingeld dazu hatte) stand zunehmend die Auswanderung nach Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, im Raum. Ergänzend muss man allerdings auch erwähnen, dass die Brööker schon zur damaligen Zeit eher auf die moderne Stadt Enschede mit der aufstrebenden Textilindustrie ausgerichtet waren als auf Alstätte.
Während seiner Lehrzeit in Enschede wurde er als „Alleskönner“ oder „Dusendkünstler“ stadtbekannt. Seine Lehrmeister waren von ihm überaus angetan. Ob als Drechsler, Uhrmacher, Klempner, Kupferschmied, Büchsenmacher oder Graveur, nahm er es mit jedem Handwerker auf. Außerdem spielte er noch Violine. Er hätte gut sein Glück in Enschede machen können. Jedoch zog es ihm vor allen Dingen wegen seiner Jagdleidenschaft wieder nach Alstätte zurück. Da es vor 1848 noch keine parzellierten Jagdreviere gab, sondern man sich einfach einen Jagdschein kaufen konnte und dann frei jagen durfte, streifte er mit seinem Freund Hinnerk Lammers durchs ganze Münsterland und einen großen Teil Hollands, um der Jagdleidenschaft zu frönen. Ab 1848 waren sie gezwungen, ein festes Jagdrevier zu pachten. Neben der Jagd zog Ihn aber auch die Liebe zu seiner Annkatrin zurück nach Alstätte.
Am 22. Januar 1856 heiratete er im Alter von 37 Jahren die 21 jährige Anna Katharina Leeners und ließ sich im Dorf nieder. Das Haus (Dorf 82), dass das Paar bezog, stand zwischen der heutigen Gaststätte Bredeck und der Bäckerei Hörst. Später wohnte dort „Sinäuken“, den älteren Alstättern sicherlich noch bekannt. Während seine Frau als Hebamme tätig war, entwickelte er sich zu einem vielseitigen, vor allem technisch interessierten Menschen. Alles was an komplizierten Gerätschaften zu reparieren war, wurde Ihm auf die Werkbank gelegt.
Das Haus muss ein Taubenschlag und der gesellschaftliche Mittelpunkt des Dorfes gewesen sein. Dies ist nicht verwunderlich, waren doch beide in Berufen tätig, die viele Kontakte zur Bevölkerung in Alstätte nach sich zogen. Sein westfälischer Humor, der auch vor derben Streichen nicht zurückschreckte, war sprichwörtlich. So wurde er 1864 Schützenkönig und musste im darauffolgenden Jahr den Schützenvogel anfertigen. Dieser hatte es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. Beim Vogelschießen brach nach wenigen Schuss der Vogel auseinander, es wurde ein Tusch gespielt, der neue König schien gefunden. Doch weit gefehlt. Kuchels Natz humpelte zur Stange und wies nach oben auf die Stange. Tatsächlich, ein „kleines Vögelchen“ saß noch auf der Stange, der Vogel war in zwei Schalen gebaut worden. Es dauerte dann noch bis zum frühen Abend, bis der aus hartem „Vennholz“ gefertigte Vogel von der Stange fiel und ein Heinrich Gerwing als König sein Nachfolger wurde.
Reisebericht Karl-Heinz Göring
Reisebericht Brasilien
15.2.2011 bis 9.3.2011
Karl–Heinz Göring
Seit fast 50 Jahren ist Pater Beda der Vorsitzende des Aktionskreises zu Gunsten der Armen und Entrechteten in Brasilien. Wir haben früher für den Aktionskreis Altkleider in Karton und Plastiktüten gesammelt. Heute werden diese in Containern an verschiedenen Orten in Alstätte gesammelt (seht auch Altkleider Sammelstellen). Doch was wird aus den Erlösen der Altkleidersammlung heute eigentlich gemacht, welche Projekte wurden gestartet, welche Ziele werden damit verfolgt? Hierzu hat sich der Alstätter Förderer des Aktionskreises Pater Beda, Karl Heinz Göring, nach Brasilien aufgemacht.
Bei seiner 23-tägigen Reise hat er viele Eindrücke von den verschiedenen Projekten für Bildung, Ausbildung, Gesundheit, Wohnraum und Land gewonnen, die er in diesem Bericht darstellt.
Es ging am 15.2 2011 bei Nebel und Schneetreiben nachmittags in Alstätte los. Über Kloster Bardel, hier stieg Pater Beda zu, übernachteten wir in der Nähe des Flughafens, da aufgrund der Witterung nichts riskiert werden sollte. Am nächsten Tag ging es früh zum Flughafen. Leider verzögerte sich der Abflug und die Ankunft war erst um 22:30 Uhr Ortszeit (02:30 MEZ des folgenden Tages). Direkt nach der Ankunft in Recife begrüßten uns lautstark ca. 100 bunt kostümierte Kinder und Erwachsene mit fröhlicher Musik, Tanz und einem großen Plakat. Die Betreuerin vor Ort, Schwester Aurieta, begrüßte Pater Beda und mich auf das allerherzlichste. Nach Ihrer kurzen Aufführung fielen die Kinder Pater Beda um den Hals und begrüßten ihn auf ihre unbefangene Art. Danach wurden wir direkt zu unserer Unterkunft gefahren.
Nach einem kleinen Imbiss ging es dann ins Bett, um sich von den Reisestrapazen zu erholen. Der Wetterumschwung vom deutschen Winter zum brasilianischen Sommer tat sein übriges. Doch die Zeitumstellung lies mich nur 5 Stunden Schlaf finden. Am ersten Tag konnte ich mich am Strand von Recife erholen, soweit es bei der Hitze möglich war. Die Hitze machte mir bei meiner ganzen Reise zu schaffen. Ich bin es halt nicht gewohnt bei Temperaturen von über 30° und einer Luftfeuchtigkeit von über 80% michbei Besichtigungen, intensiven Gesprächen mit den Projektleitern und langen Gottesdiensten mit Pater Beda anzustrengen.
Pater Beda, der inzwischen 80 Jahre alt ist, ist hier in allen Einrichtungen sehr angesehen und beliebt. Sobald er auftauchte, wurde zu seinen Ehren getanzt und jedes Kind möchte Ihn umarmen.
Es war einfach bewundernswert, wie Pater Beda das alles durchhält. Von morgens 6 Uhr bis zum späten Abend redete er fast ununterbrochen mit den einzelnen Gremien, übersetzte laufend die einzelnen Probleme von portugiesisch auf deutsch. Der Herrgott hat ihn wohl für solche Aufgaben auserkoren.
Nach drei Tagen waren Ludger Thedering und Gerd Bolten aus Norddeutschland nachgereist. Sie unterstützen den Aktionskreis Pater Beda seit Jahrzehnten, so wie ich und hatten die gleiche Intention. Mit Ihnen war ich durch den Nordosten Brasiliens gereist.
Als erstes besuchten wir das Projekt „Turma do Flau“ von Schwester Aurieta. Hier werden Kinder im Alter von 7 -17 Jahren ausgebildet. Diese kommen aus den ärmsten Familien der Elendsviertel (portugiesisch Favelas) oder sind Waisen. Wieder andere werden von Ihren Müttern abgegeben, weil diese Sie nicht ernähren können.
Sie werden in den Einrichtungen des Aktionkreises Pater Beda aufgenommen und nicht nur mit dem Nötigsten zum Überleben ausgestattet, wie eine warme Mahlzeit, Kleidung und bei Bedarf auch ein Stelle zum Schlafen. Sie bekommen auch das Rüstzeug, um Ihr Leben später selbst zu bestimmen. Ihnen kommt Bildung und Ausbildung zu Gute, mit denen Sie später einen Beruf ausüben können. Aber auch Talente werden in Musik- und Theatergruppen gefördert. An den Tanzeinlagen der Kinder und Jugendlichen konnte ich mich ja bei meiner Ankunft schon erfreuen.
Am beindrucksten war der Besuch der größten Favela in „Brasilia Teimosa“ mit Franziska und einigen Kindern aus dem Projekt. Diese haben uns in kleinen Hütten „Casas“ ihrer Familien eingeladen auf die sie stolz sind, weil sie nicht auf der Straße leben müssen. Die Hütten sind meist einfach gefliest oder mit zusammengelegten Steinresten ausgelegt. In fast allen Wohnungen gab es einen Fernseher und ein Videorekorder, die im krassen Gegensatz zu den kleinen Behausungen standen. Aber die wenigsten Hütten haben Fenster, kleine Öffnungen nach draußen gaben nur wenig Licht. Für jede Öffnung gab es ein Gitter. Diese werden zur Nacht angeschraubt, damit keine Einbrecher oder Junkies versuchen einzudringen, um etwas für den nächsten Schuss zu stehlen oder eines der Mädchen im Haus zu missbrauchen. Dann folgt das nächste Problem. Weil Verhütung Geld kostet, werden die jungen Mädchen ger und müssen dann die Kinder alleine groß ziehen und es geht wieder von vorne los.
Den Kindern fehlt es nicht nur an materiellen Dingen, die wir einfach mit Geld lindern können. Dies hatte mir besonders die kleine vierjährige Aloisia gezeigt. Sobald ich mich im Projekt aufgehalten habe, musste ich Sie auf meinen Armen nehmen und tragen. Die körperliche Nähe eines anderen, kann man Ihnen nur direkt geben und nicht über Spenden. Deshalb freut es alle, dass es auch Unterstützer aus Deutschland direkt vor Ort gibt, zum Beispiel Franziska C. aus Holzwickede. Sie arbeitet als Teil Ihres freiwilligen sozialen Jahres im Projekt von Schwester Aurieta.
Es wurden weitere Projekte besucht, zum ‚Beispiel „Die Kleinen Propheten“ von Demetrius. Hier werden Jugendliche aus dem Drogensumpf geholt, um sie zu entgiften und ihnen vor allem eine Perspektive zu geben. Jugendlichen und junge Erwachsenen, die sich aus freien Stücken aus dem Teufelskreis von Drogen, Gewalt und Verbrechen befreien wollen, werden bei dem Projekt von Demetrius wieder zurück in ein normales Leben geführt. Ein geordneter Tagesablauf mit festen Regeln und Arbeiten bestimmen Ihren Tag. Hier können Sie in der Werkstatt ihr Geschick und ihre Kreativität zeigen. Nach dem sie sich gefestigt haben, werden sie auf einer Außenstelle in der Landwirtschaft ausgebildet.
Die ersten Generationen der Projekte stehen heute schon auf eigenen Füssen und haben zum Teil auch schon studiert und bekleiden wichtige Funktionen in der Gesellschaft. Sie haben aber Ihre Wurzeln nicht vergessen und unterstützen die Projekte mit Ihren Möglichkeiten. Sie haben selber eine Familie und die Situation der Arbeiter und Angestellten ist nicht die gleiche, wie hier in Deutschland. Man kommt so über die Runden, staatliche Renten- oder Krankenversicherungen gibt es nicht. Man muss Geld zurücklegen, damit das kranke Kind den Arzt besuchen kann. Eine kleine Wohnung nennen Sie Ihr zuhause und teilen diese mit mehreren Kindern und einer Frau. Diese bestehen nur aus einer kleinen Küche, Waschraum, 1 oder 2 Schlafzimmern und ein Wohnzimmer, das auch oft als zusätzliches Schlafzimmer dienen muss. Sie unterstützen die Projekte als Angestellte, z.B. als Erzieherin oder Lehrer. Weitere helfen in der Freizeit bei allen anfallenden Arbeiten.
Uns wurde auch die Gelegenheit gegeben, das wir uns über die Projekte der Comissão Pastoral da Terra (Abk. CPT, Landpastoral) informieren. Die CPT, die bereits 1991 den alternativen Nobelpreis erhielt, wurde gegründet, um für demokratische Reformen, Landrechte und Menschenrechte der Landbevölkerung Brasiliens zu kämpfen. Als wir das Dorf Pompal, ca. 440 km von Recife entfernt, besuchten, waren auch Mitglieder der Landesregierung im Dorf. Sie schlossen mit 38 Familien je einen Vertrag zur kostenlosen Übereignung von jeweils 8 ha Land. Diese Übertragung von Land wurde auf Betreiben der CPT gestartet. Es gibt für die begünstigten Familien aber ganz genaue Auflagen (kein Eigentum, keine Arbeit sowie keine Straftaten begangen zu haben). Danach kann ein erster billiger Kredit für die Erstellung des Hauses beantragt werden. Einen 2. Kredit gibt es dann für Saatgut, Einkauf von Vieh usw. Diese Familien sind sehr froh über dieses Regierungsprogramm. Sie haben zum ersten Mal in ihrem Leben eine Perspektive. Sie werden Ihre Felder mit Mais, Bohnen und weiteren Früchten anbauen und ernten. Sie verkaufen die Ernten und können Ihre Familien ernähren. Ich muss sagen, dass Essen ist hier sehr schmackhaft und besteht aus den Produkten der Felder sowie schmackhaften Obstsäften aus eigener Herstellung. Die Ausgewogenheit der Gerichte ist für eine gesunde Ernährung eine gute Grundlage, sehr vitaminreich und fettarm.
Nichts desto trotz klagen die Leiter der Projekte bei Pater Beda über die schlechte Finanzlage. Ihnen geht das Geld aus. Sie würden gerne viel mehr Kindern eine Zukunft geben und Drogenabhängige aus dem Sumpf herausholen. Pater Beda hörte sich sämtliche Probleme an und zeigte Verständnis für deren Situation. Er nahm sich viel Zeit für sie und brachte Ideen ein oder versuchte Lösungen für alle Konflikten des Alltags zu finden. Selbst ist er aber abhängig von Spenden, sei es finanzieller oder materieller Art. Diese leitet er immer direkt den Projekten in Brasilien weiter.
Bei meinem Besuch in den vielen Projekten, die über den ganzen Nordostens Brasiliens verteilt sind, habe ich festgestellt, dass sich bereits vieles verbessert hat. Die Menschen haben sich eine Perspektive durch die Förderung der CPT oder durch eine Ausbildung in einem der Projekte geschaffen. Da es nach wie vor sehr viele Arme und Entrechtete gibt, ist unsere Hilfe weiter dringend nötig. Pater Beda bittet daher um Ihre Spende von Altkleidern und Schuhen oder um eine Spende auf das Konto des Aktionskreises bei der Darlehnskasse Münster, IBAN DE51400602650022444200, BIC GENODEM1DKM.
Quelle: Bilder Karl-Heinz Göring, Autoren Manfred Wigger und Karl-Heinz Göring
Bericht von Alstätter Hauptschülern
Annette von Drotst Hülshof
Annette von Droste Hülshoff
(ein Referat der Hauptschüler Henna Ullah, Kübra Yüksel, Lucas Rose und Julian Sluimann)
Gemälde Annette von Droste Hülshoff
Anna Elisabeth Franziska Adolphina Wilhelmina Louise Maria von Droste zu Hülshoff(Annette), kam am 10. Januar 1797 auf der Burg Hülshoff kurz vor Münster zur Welt und wurde dort getauft. Sie war das zweite von vier Kindern ihrer Eltern, des Freiherrn Clemens August von Droste zu Hülshoff und der Therese Luise, geborene von Haxthausen.
29 Jahre lebte sie auf der Burg Hülshoff, bis ihr Vater im Juli 1826 starb und der Bruder Werner die Burg übernahm. Annette, ihre Mutter und die Schwester Maria Anna, genannt Jenny, wechselten ihren Wohnsitz ins nahegelegene Rüschhaus, das der Vater kurz vor seinem Tode gekauft hatte. Burg Hülshoff
Nachdem sich Jenny mit dem Freiherrn Joseph von Laßberg 1834 verheiratete, besuchte Annette ihre Schwester mehrfach, verbunden mit längeren Aufenthalten, zunächst am ersten Wohnsitz der beiden in der Schweiz, dann am Bodensee. Dort hatte ihr Schwager die Meersburg gekauft. Sie besuchte oft die Meersburg am Bodensee weil sie an einer Lungenkrankheit litt woran Annette am 24. Mai 1848 starb und darauf zwei Tage später auf dem Meersburger Friedhof beerdigt. Burg Meersburg am Bodensee
O schaurig ist’s übers Moor zu gehn, Wenn es wimmelt vom Heiderauche, Sich wie Phantome die Dünste drehn Und die Ranke häkelt am Strauche, Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, Wenn aus der Spalte es zischt und singt, O schaurig ist’s übers Moor zu gehn, Wenn das Röhricht knistert im Hauche! | Fest hält die Fibel das zitternde Kind Und rennt als ob man es jage; Hohl über der Fläche sauset der Wind – Was raschelt da drüben im Hage? Das ist der gespentische Gräberknecht, Der dem Meister die besten Torfe verzecht; Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind! Hinducket das Knäblein sich zage. |
Vom Ufer starret Gestumpf hervor, Unheimlich nicket die Föhre, Der Knabe rennt, gespannt das Ohr, Durch Riesenhalme wie Speere; Und wie es rieselt und knittert darin! Das ist die unselige Spinnerin, Das ist die gebannte Spinnlenor‘, Die den Haspel dreht im Geröhre! | Voran, voran, nur immer im Lauf, Voran, als woll‘ es ihn holen; Vor seinem Fuße brodelt es auf, Es pfeift ihm unter den Sohlen Wie eine gespenstige Melodei; Das ist der Geigemann ungetreu, Das ist der diebische Fiedler Knauf, Der den Hochzeitheller gestohlen! |
Da birst das Moor, ein Seufzer geht Hervor aus der klaffenden Höhle; Weh, weh, da ruft die verdammte Margret: „Ho, ho, meine arme Seele!“ Der Knabe springt wie ein wundes Reh, Wär nicht Schutzengel in seiner Näh‘, Seine bleichenden Knöchelchen fände spät Ein Gräber im Moorgeschwehle. | Da mählich gründet der Boden sich, Und drüben, neben der Weide, Die Lampe flimmert so heimatlich, Der Knabe steht an der Scheide. Tief atmet er auf, zum Moor zurück Noch immer wirft er den scheuen Blick: Ja, im Geröhre war’s fürchterlich, O schaurig war’s in der Heide! |
(dpa.de)
In ihrer recht unbeschwerten Jugend auf Hülshoff im Kreise ihrer drei Geschwister wurde das frühreife, eigensinnige Kind von der Mutter gefördert, gerade was das Talent zum Dichten angeht. Sie erhielt denselben Unterricht wie ihre Brüder, um ihre übersprudelnde Phantasie zu bändigen und ihre Talente für Musik und Literatur zu fördern. Ihren Wissensdurst stillten die Bücher der Hülshoffer Bibliothek und der Leihbücherei in Münster.
Schon in ihrer Jugend entstanden erste Gedichte auf Hülshoff (” Auf meiner Heimat Grunde, da steht ein Zinnenbau”), die von der Mutter abgeschrieben und so bewahrt wurden. Als Annette von Droste-Hülshoff später einen großen Westfalenroman begann, der Fragment blieb, flossen in die Rahmenhandlung viele Eindrücke von Hülshoff:
“Ich fahre durch die lange, weite Eichenhalle, wo die Stämme, schlank wie aufgerichtet Anakonden, ihre noch schwach belaubten Wipfel über mich breiten; ich sehe zwischen den Lücken der Bäume einen weiten Wasserspiegel, graue Türme hervortreten; bei Gott! es war mir doch etwas seltsam zumute, als ich über die Zugbrücke rollte und über dem Tore den steinernen Kreuzritter mit seinem Hunde sah.”
Wer das Gespenstische und Spukhafte, das in ihrem Werk immer wieder auftaucht, am eigenen Leibe erleben möchte, dem sei ein Spaziergang im Morgengrauen durch den Burgpark empfohlen – man fühlt sich zurückversetzt in die Zeit der Dichterin; die Zeit des Übergangs von der Romantik zum Realismus. Romantisch an Ihrem Werk sind der Aberglaube und die Stimmungskunst, realistisch dagegen die sachliche Art der Schilderung. In ihrer wohl bekanntesten Novelle, der Judenbuche kommt beides sehr stark zum Ausdruck.
© Henna Ullah, Kübra Yüksel, Lucas Rose und Julian Sluimann
Alstätter Sagen
Witten Wiwekes
Die wohl bekannteste Sage aus Alstätte handelt über die „witten Wiwekes“, boshafte, zwergenhafte Frauengestalten, die in der Erde wohnen. Dieser Sage ist fast flächendeckend in der Twente als auch im westlichen Münsterland verbreitet. Sie scheint jedoch nach alter Überlieferung besonders in Alstätte sehr bekannt gewesen zu sein.
In Alstätte saßen die „Witten Wiwekes“ im Ruen Berg (hügelige Erhebung am nordwestlichen Ufer der Aa). und keiner traute sich, im Dunkeln da vorbei zu gehen. Abends gegen 10 Uhr hörte man sie rufen „Spittl Spitt! Spitt“. Ein Bauernsohn ritt doch einmal auf einem flotten Pferd hin und warf ein Hagespitt in das Erdloch, da kam auf einmal ein fürchterlicher Lärm heraus und eine Stimme rief: »De Schoh angeruckt, de Raimens geknüppt, dann sall he dat Gebraode dran sein“ Dann kamen sie mit Schimpfen, Schreien und Heulen hinter ihm her. Ein Glück, daß die Dielentür weit aufstand, sonst hätten sie ihn gehabt. Aber ein Beil warfen sie ihm noch nach, das dem Pferd den linken Hinterfuß abriß.
Schatz an der Haarmühle
Viele Sagen ranken sich um die Haarmühle. Besonders bekannt ist dabei die Sage um den vergrabenen Schatz:
Da stehen dicht bei der romantisch gelegenen, von vielen Fremden bewunderten Haarmühle, fast eine Stunde von Alstätte entfernt, ein paar stolze Eichenrecken. Leute, die spät abends von der Kartoffelernte heimkehrten, wollen gesehen haben, wie zwischen den graubärtigen Säulen eine hohe Feuerflamme emporzüngelte. Sobald sie sich jedoch der spukhaften Erscheinung näherten, verschwand sie wie eine Nebelbank vor der Sonne. Unter den wetterharten Hofwächtern liegt ein Schatz vergraben. Nur der kann froh sein, dem es gelingt, ein Stück Eisen in das dann und wann aufflackernde Feuer zu werfen. Es geht auch die Sage, einer vom Gericht in Münster habe Schriftstücke vorgefunden, die sich auf das Gold an der Haarmühle bezögen. Daraufhin seien Forscher an Ort und Stelle gereist und hätten Spatenversuche angestellt. Über die Herkunft des Schatzes sagt die Tradition, zur Zeit der Völkerwanderung sei eine Karre voll Gold rückwärts über die Brücke gefahren worden, wobei sie umkippte und die Münzen auf die Brückenbohlen klirrten. Um sie vor dem Feind zu verbergen, versenkte man die Habe unweit der Wassermühle in die Erde. (Quelle: Buch „Ahaus, Wüllen, Wessum, Alstätte, Ottenstein“ von Franz Leuters Seite 169)
Die „Huurnebülten“, ein Werk der Hunnen
Entlang der Ahauser Aa, die über das Gebiet der Haarmühle die Niederlande erreicht, liegen die Heidehügel „Hürnebülten“. Durch diese läuft noch der alte Hessenweg, über den die Kaufleute aus Münster nach Deventer zogen. Auf den Hürnebülten findet man auch noch Wacholdersträucher. In der Dämmerung werden noch schreckeinflößende Spukgestalten -manchmal umringt von Nebelschleiern, die wild und ausgelassen tanzenden weißen Frauen gleichen- gesehen. Wiewohl der Wacholderstrauch mit seiner bizarren Gestalt die Menschen oft zu erschrecken vermag, haben Sie doch großes Vertrauen in seine Heilkraft. Herrschte eine infektiöse Krankheit, dann war es gut, tagsüber einige Wacholderbeeren zu kauen, um der Ansteckung vorzubeugen. Dies wurde denn auch sehr bei den gefürchteten Pestepedemien empfohlen. Nach der Legende sind die Hürnebülten durch die Hunnen angelegt worden. Das waren Riesen, die wohl 100 Jahre alt wurden. Auf ihrem Spaten trugen sie auf einmal so viel Dünger auf das Land wie der Bauer auf seine Karre laden konnte. Hatten Sie Hunger, steckten sie sich ein ganzes Roggenbrot von dreißig Pfund in den Mund.
Einmal hatten sie die Idee, die die Aa (Buurser Beck) zu verlegen, was ihnen auch gelang. Wenn sie dann abends von ihrer Arbeit zurückkehrten, strichen sie den restlichen Sand vom Spaten — und so entstanden die Hürnebülten. Während der Arbeit in den Hürnehülten mußte ein Hunne einmal niesen. Das machte ein solch donnerndes Geräusch. daß in Alstätte die Teller von den Borden rollten und die Menschen vor Schreck umfielen.
Die Hunnen haben ihren Namen auch den prähistorischen Grabkammern gegeben, die in den Niederlanden „Hunnenbetten“ genannt werden. Meistens werden die Hunnen als dumm angesehen, im Gegensatz zu den Erdmännchen, die klüger sind. Doch gibt es auch Beispiele, in denen die Hunnen ihre Kraft mit Klugheit paarten.
So hatte einst ein Bauer aus Buurse zwei Knechte, von denen einer zu den Hunnen gehörte. Dieser Hunne wettete mit dem anderen Knecht, daß er auf seinem Rücken mehr Roggen einfahren könne als der andere mit Pferd und Wagen. Der andere Knecht nahm die Wette an, beide machten sich auf den Weg. Der Hunne fällte einen Baum und versperrte damit den Weg. Der andere Knecht hatte Stunden zu tun, um diesen Baum zu beseitigen. So verlor er seine Wette. (Quelle „Sagensafari“, herausgegeben vom Kreis Borken 1992)