An der Außenwand der Marienkapelle, also an der Ostseite unserer Pfarrkirche hängt das sogenannte Missionskreuz.
Wer sich dieses Kreuz in den vergangenen Wochen einmal genauer angeschaut hat, dem ist bestimmt aufgefallen, dass es mit Liebe zum Detail aufgearbeitet wurde. Was früher unter einer dicken Lackschicht verborgen war, kommt jetzt eindrucksvoll zum Vorschein. Der hölzerne Corpus ist mannsgroß und wunderbar naturgetreu ausgearbeitet. Es scheint hier wirklich der tote Leib des Gekreuzigten zu hängen, den man ehrfurchtsvoll anschaut. Für den Corpus wurde Zirbelkiefer als Holzart verwendet. Dieser Baum wächst äußerst langsam in einer Höhe von 1500 bis 2000 Metern und kann ein Alter von mehr als 1000 Jahren erreichen. Es ist sehr fein in der Struktur und gut zu verarbeiten. Das Kreuz selbst ist aus Eichenholz gearbeitet und zeigt auf dem Längsbalken unter den Füßen Jesu die Jahreszahlen der Volksmissionen, oder wie man später sagte, Gemeindemission. Beginnend 1909 bis zur vorerst letzten im Jahre 2001. Das Alter des Kreuzes sowie der Künstler sind leider unbekannt. Jedoch weisen die stilistischen Merkmale des Corpus auf ein hohes Alter hin. Geschätzt wird die Zeit des Barocks zwischen 1680 und 1750.
Dass wir das Kreuz jetzt in diesem guten Zustand bewundern können, haben wir vor allem Bernhard Terhalle und seiner Frau Elke zu verdanken. Nachdem die Firma Rotherm Kreuz und Corpus sandgestrahlt hatten, haben sie in stundenlanger akribischer Feinarbeit, die Reste des dicken Lackes entfernt, die Dornenkrone ausgebessert und das Dach erneuert. Anschließend wurde alles mit Leinöl behandelt, damit Holz und Struktur zur vollen Geltung kommen. Hier muss man erwähnen, dass bereits Großvater und Vater von Elke, Hermann Hartmann im Jahre 1982 und sein Sohn Willi Hartmann im Jahr 1988 das Kreuz renoviert und überarbeitet haben. Mit Hilfe des Küsters Matthias Dornbusch wurde das Kreuz mit der neuen Überdachung, die von der Firma Haveloh gespendet wurde, wieder an seinen angestammten Platz gehängt.
Welche Bedeutung hat ein Missionskreuz?
Ein Missionskreuz erinnert an eine stattgefundene Volksmission. Nach dem alten Kirchenrecht sollten diese alle 10 Jahre stattfinden. Später nannte man diese Gemeindemission oder Exerzitien für die Gemeinde. Eine Form der Evangelisierung mit Aktivitäten zur Glaubenserneuerung innerhalb der eigenen Kirche. Zur Durchführung kommen meist einige Patres in die Gemeinde und laden zu Gottesdiensten, Bibelkreisen, Gruppen-Gesprächen, Predigten; Meditationen und zur Beichte ein. Der Abschluss wird meist feierlich gestaltet. Eindrucksvoll zeigt ein alter Zeitungsartikel (siehe Seite 10 des Familienblattes von 23/2021) wie früher quasi die ganze Bevölkerung unseres Dorfes daran teilnahm.
Brigitte Nacke